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BEOMIC 5/6

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Die verschiedenen Anschlüsse der BEOMICs

Restaurierungs - Story
eines BEOMIC 3

Bild RBM3_1
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Dieses BEOMIC ist für mich etwas Besonderes. Wenn ich es ansehe, ist es oft eine Zeitreise ins dänische Struer. Dort wurde dieses BEOMIC BM3 in den Jahren 1948 - ? gebaut. Es war wie seine Vorgänger von bemerkenswerter Qualität. Es gibt in dem Buch BANG &OLUFSEN mit dem Titel: From vision to legend *) Fotografien, auf dem Queen Elizabeth II 1956 unterstützt von zwei BEOMICs BM3 in New York vor den Vereinten Nationen spricht.

Bild RBM3_2
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Auf einem anderen Foto sieht man Louis Amstrong 1958 in Odense in Dänemark in ein BEOMIC 3 singen.

Bild RBM3_3
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Louis Armstron mit BEOMIC 3 - 1958

Bild RBM3_4
RBM3_4

Louis Armstrong mit BEOMIC 3 - 2007

Mein BM3 war ein Geschenk, doch leider defekt.
Als ich mutig genug war, nahm ich es auseinander, denn viel mehr kaputt gehen konnte ja eigentlich nicht.

Auf dem Foto ist das Malheuer deutlich zu sehen: Einer der beiden Magnete, zwischen denen sich das Ribbon (Bändchen) befand, hatte sich an der Klebstelle von dem Rahmen gelöst. Dank der unwiderstehlichen Anziehungskraft seines Pendants hatte es sich innig mit ihm verbunden, wobei die beiden Magnete das äußerst filigrane Bändchen fest in ihre Mitte nahmen.

Bild RBM3_5
RBM3_5

Nach behutsamen Lösen der schützenden "Gardine",...

Bild RBM3_6
RBM3_6

war das Bändchen in seiner ganzen Armseligkeit sichtbar.

   

Bild RBM3_7
RBM3_7

Nach sorgfältiger Zerlegung wurden die Reste des ruinierten Bändchens freigelegt.
Seine ursprüngliche Form war nur noch zu erahnen.

   

Bild RBM3_8
RBM3_8

Dieses Fragment reichte aus, sich ein Bild von dem Material, seiner ursprünglichen Form und seinen Abmessungen zu machen.

   

Bild RBM3_9
RBM3_9

Reparatur erster Teil

-das Ankleben des Permanentmagneten.

Bild RBM3_10
RBM3_10

Entfetten mit Aceton, kleben mit einem Zwei-Komponenten-Kleber und das Ganze bei ca. 75Grad in den Backofen.
Die Reste der Membran erinnerten sehr an die Staniol-Innenverpackung von Schokoladentafeln! Ganz klar, Staniol war ein geeigneter Werkstoff, um so eine Membran herzustellen: Es ist ein guter elektrischer Leiter, unmagnetisch und bei unglaublich niedrigem Gewicht stabil genug, um bei leichter Vorspannung nicht zu reißen und steif genug seine Form zu behalten.
Könnte man dann nicht . . . ? Sollte man vielleicht . . . ? Nur um einmal zu probieren, wie so ein Mikrofon zu bauen ist? Die Funktionsweise ist aus der Literatur bestens bekannt.

Aber welche Schokolade, pardon Schokoladenverpackung war die am besten geeignete?

Bild RBM3_11
RBM3_11

Das war eindeutig der süßeste Teil! 

   

Bild RBM3_12
RBM3_12

Dieses war die Folie der Wahl: es war die dünnste, wenngleich nicht mehr die festeste. Mir war das Gewicht wichtig, damit die spätere Membran möglichst gut auf feine Luftschwingungen anspricht.

   

Bild RBM3_13
RBM3_13

Ein scharfes Messer, ein Lineal nebst schneidfester Unterlage, mehr war nicht nötig.


Bild RBM3_14
RBM3_14

Sieht so simpel aus, ist aber das Ergebnis zahlloser Fehlversuche!

   

Bild RBM3_15
RBM3_15

Hier schon gut zu sehen: Das Ergebnis der süßen Versuchung.

Das Einspannen und Ausrichten des Staniolstreifens.

Bild RBM3_16
RBM3_16

Geeignetes Werkzeug muss hierfür unmagnetisch sein, deshalb das angespitzte Holzstäbchen.

Arbeiten unter der Leuchtlupe:

Bild RBM3_17
RBM3_17

Die Ausrichtung der zukünftigen Membran ist sehr genau zu nehmen. Sollte das Staniol später einen der beiden Permanentmagneten berühren, und sei es noch so flüchtig und kurz, bedeutet das einen Kurzschluss des gerade induzierten Stromes!

Bild RBM3_18
RBM3_18

Fertig für den Zusammenbau?

   

Bild RBM3_19
RBM3_19

Ja, aber . . .

Bild RBM3_20
RBM3_20

. . . der zuvor abgelötete und mit sanfter Gewalt an seiner Klebestelle abgebrochene Übertrager muss zuvor wieder angeklebt und angelötet werden.

Das Kleben des Blechpaketes des Übertragers wollte ich nicht mit 2K-Kleber riskieren. Er wird bei der Erwärmung durch die chemische Reaktion des Aushärtens dünnflüssiger, wobei er die einzelnen Lagen des Blechpaketes unwiderruflich verbindet. Als bessere Alternative erschien mir normaler Heißkleber. Er ergibt eine etwas flexiblere Klebestelle, die hier, direkt am Schallwandler, durchaus erwünscht ist. Dabei habe ich mich auch an der originalen Klebung orientiert, die sich wie ein Kontaktkleber verhielt, den ich aber nicht zur Hand hatte, - leider!!!

Um es besonders gut zu machen, obwohl es später nicht sichtbar sein würde, bin ich etwas über das Ziel hinausgeschossen und habe den Übertrager genau mittig an den Wandlerrahmen geklebt.
Bei dem Versuch, das Ganze wieder zusammenzubauen, passte dieser Rahmen nicht mehr tief genug in seine Aufnahme im Handstück. Der Grund war offensichtlich: Die Kabel an dem Übertrager hatten keinen Raum mehr, um sich an dem Übertrager vorbei in das Handstück schieben zu lassen. Die einzige Möglichkeit war das seitliche Versetzen des Übertragers. Gut, dass ich keinen 2K-Kleber verwendet hatte. Wie gut auch einfacher Heißkleber seiner Bestimmung gerecht wird, zeigen die Bilder!

   

Bild RBM3_21
RBM3_21

Wer keine Arbeit hat, der macht sich welche. Trotzdem, das war Glück im Unglück!

     

Bild RBM3_22
RBM3_22

Bild RBM3_23
RBM3_23

Hier wohnt der Empfindlichkeitsumschalter.

Bild RBM3_24
RBM3_24

Auch hier gab es Probleme mit dem Zusammenbau: Die Bleche des Ausgangsübertragers sind so locker, dass sie nur dann richtig sitzen, wenn der Übertrager in einer ganz bestimmten Weise umhüllt und in das Handstück geschoben wird!

Auch einen anderen Faux pas will ich nicht verschweigen:

Bild RBM3_25
RBM3_25 

Nach dem ersten geglückten Versuch den Membranstreifen mit etwas Vorspannung zu montieren, bin ich beim anschließenden Isolationstest mit der Messspitze abgerutscht, direkt in den Staniolstreifen!
An dieser Stelle wollte ich zum dritten Mal die Sache aufgeben; zum Glück kocht meine Frau einen hervorragenden Tee. "Pause machen und Tee trinken!"
(Was würden andere in dieser Situation machen, die keinen Tee trinken ;-))
Aha, zum erfolgreichen "Reparieren" eines BEOMICs braucht man genügend Schokolade und ostfriesischen Tee!
Nun benötigte ich zum Ausprobieren nur noch ein Anschlusskabel, welches ich für dieses Mikrofon leider nicht hatte!
Guter Rat gar nicht teuer und lag auf meinem Schreibtisch: Ein Kugelschreiber!

   

Bild RBM3_26
RBM3_26

Also Miene raus, passende Länge abgesägt, die pastöse Tinte mit Aceton ausgewaschen (was für eine Schweinerei!), sauber geschliffen und Kabel angelötet.
Warum schreibe und dokumentiere ich in aller Breite meine Sonntagsbeschäftigung?
Die Antwort ist ganz einfach: Beim Ausprobieren des Mikrofons habe ich meinen Ohren kaum glauben können!!