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Anfänge der magnetischen Aufzeichnung
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Bastelarbeit unserer Tochter

Bilder einer Drahttongerät Restaurierung

Ein super Fund!

Bild K4_2_B1
K4_2_B

Das Gerät entstammt einer „Musiktruhe“, wo es wohl einem Plattenspieler weichen musste?! Äußerlich komplett, am Tonarm und
den Tonarm-Ablagen sind Teile abgebrochen. Das kriegen wir.

Der Zustand ist bescheiden,- das wichtigste aber ist, es ist komplett!! Alles andere ist machbar.  

Das Bild zeigt unten links den Tonkopf und den roten Knopf TRYK, den man drücken muß, wenn durch das Bandende oder
schlimmer durch einen Drahtbruch der Abschaltauslöser aktiviert wurde.

       

Bild K4_2_B2
K4_2_B2

Zu Produktionszeiten gab es vielfach noch Gleichstrom zur Versorgung von Haushalten. Deshalb hier ein Umschalter von
Gleich- zu Wechsel-Spannung.

             

Bild K4_2_B3
K4_2_B3

Nach der Aufarbeitung. Gewissensfrage: Soll man die angerosteten Originalschrauben belassen oder durch neue
glanzverzinkte Zylinderschrauben ersetzen?

               

Bild K4_2_B4
K4_2_B4

Bild K4_2_B5
K4_2_B5

Ab in die Badewanne:
Bild K4_2_B6

K4_2_B6

Bild K4_2_B7
K4_2_B7

Bild K4_2_B8
K4_2_B8

Der innere Zustand eines Koffergerätes. Das wichtigste, es ist fast komplett!!! Das bedeutet, dass ich weiß, welche Teile
ich besorgen muss, - ein Schaltbild würde sehr viel schneller zum Ziel führen. Fehlanzeige. Ich habe nun fünf D
rahttongeräte, - aber noch nie ein Schaltbild gesehen. Die Probleme sind die freie Verdrahtung der Bauteile (Platinen
gab es noch nicht) und die Wickelkondensatoren, die über die Jahre gern Feuchtigkeit ziehen. Die Kapazität nimmt
immer weiter ab bis zum Durchgang. Hat ein Koppelkondensator keinen nennenswerten Widerstand, bedeutet das
den baldigen Exitus der entsprechenden Röhre! Diese Kondensatoren sind meist Hochvolttypen, die sich schlecht
prüfen lassen und heute schwer zu beschaffen sind.

         

Bild K4_2_B9
K4_2_B9

Bild K4_2_B10
K4_2_B10

Bild K4_2_B11
K4_2_B11
     
Bild K4_2_B12
K4_2_B12
     
Bild K4_2_B13
K4_2_B13

Zum Beispiel Aufarbeit eines Reibrades (was für ein Glück nicht nach einem Ersatzteil suchen zu müssen). -Ersatz gibt’s nicht!

     

Bild K4_2_B14
K4_2_B14

Bild K4_2_B15
K4_2_B15

Bild K4_2_B16
K4_2_B16

Bild K4_2_B17
K4_2_B17

Bild K4_2_B18
K4_2_B18

Geschafft! Das neue Reibrad ist eingebaut.

Das erneuerte Reibrad überträgt die Drehbewegung des „Plattentellermotors“ auf den Plattenteller.
Von der Plattentellerwelle geht es über eine Filz-Friktions-Kupplung zu einer Schneckenverzahnung
auf eine bronzefarbene Welle in einem Hüllrohr zu einer Kurvenscheibe, die ihrerseits den Tonkopf
gleichmäßig hebt und senkt. Am unteren Bildrand ist die Spiralfeder zu erkennen, die mit einer penibel
einzustellenden Vorspannung den Reibwert bestimmt. Ist das Losbrechmoment nur geringfügig zu groß,
kann das zum Drahtriss führen. Einen Drahtriss kann man theoretisch verknoten(s.o.). Wer das
womöglich mehrmals machen musste, hat bestimmt früher oder später nach einem TonBANDgerät
geschielt. Hinzu kommt, dass, wenn dieser spezielle Knoten wieder die feine Nut im Tonkopf passieren
muss, er dort irgendwann wieder reißt.

     

Bild K4_2_B19
K4_2_B19
   

Bild K4_2_B20
K4_2_B20

Dieses ist der Band-(pardon) der Draht-Endabschalter.

Wenn der Draht einmal reißen oder einfach nur zu Ende sein sollte, verschiebt das Drahtende oder besser
ein am Drahtende befestigtes Fähnchen diesen filigranen Hebel. Das Hebelchen wird seinerseits von zwei
noch filigraneren Federdrähtchen in seiner Mittelstellung gehalten, wobei der Motorstromkreis an dieser
Stelle geschlossen ist.

Was passieren würde, wenn diese Abschaltung versagt, wird sich jeder Tonbandfreund aus eigener Erfahrung
sicherlich vorstellen können. – Nur, daß wir es hier nicht mit einem Band zu tun haben, sondern mit einem
haarfeinen Draht, der immer dann reißt, wenn er es nicht soll.

Meine Frau hat über einige Tage einen Teil ihrer Freizeit damit verbracht zu versuchen, einen Draht ohne Drall
und ohne Knick wieder auf die Spule zu bekommen. Schließlich nahm sie die Schere und ich musste ihr
versprechen, eine neue Spule zu besorgen. Beim freundlichen HiFi-Händler um die Ecke??!

             

Die Antriebsmotoren:
Bild K4_2_B21

K4_2_B21

Ein Schlosser muß versucht haben das Gerät (kaputt) zu reparieren. Oben im Bild passend zurechtgeschliffene Kohlen mit
passender Feder und Bakelitverschluß. Die wie selbst gewickelt aussehenden Federn, waren zu kurz und aus viel zu hartem
Material. Sie hatten sich zusammen mit den viel zu kleinen Kohlen in der Bürstenführung verkantet, wobei der Kollektor
tiefe Riefen bekam und überschliffen werden musste.

             

Bild K4_2_B
K4_2_B22

Bild K4_2_B23
K4_2_B23

Hier sind die Fliehkraft-Gewichte zu sehen, die bei zunehmender Drehzahl nach außen wandern und über die Blattfedern
die silberne Friktionsscheibe gegen den Filz drücken. Hierdurch wird der Motor abgebremst und durch dieses ständige
Wechselspiel auf eine feste Drehzahl geregelt. Der Filz wird leicht eingefettet, wodurch die Regelmechanik verschleißfrei
arbeitet. (Nebenbei,- ohne Service-Unterlagen den best geeigneten Reibkoeffizienten zu finden und durch zahlreiche
Fehlversuche die Blattfedern zurückbiegen zu müssen, war eine Beschäftigung von Tagen.) Wenn der Motor dann aber
fast vibrationsfrei in der Hand gehalten läuft und sich ruckfrei regeln lässt, ist das ein tolles Gefühl und der Lohn dieser
„Pionierarbeit“! Ich denke, dass dieses Nachvollziehen der alten Ingenieursarbeit und die Instandsetzung für mich die
Faszination mit der Beschäftigung von Tonbandgeräten ausmacht.
(Hätten es dann nicht ebenso gut Schreib- oder Nähmaschinen sein können . . .?!)

                     

Bild K4_2_B24
K4_2_B24

Der Sollwert der Drehzahl wird über die Vorspannung dieser Federn erreicht. Die hierfür vorgesehende Schraube ist
durch eine Öffnung von außen gut zugänglich. Leider aber nur für den Plattenteller-Motor. Der Spulmotor muss für
jede kleinste Nachjustierung ausgebaut werden!

           

Bild K4_2_B25
K4_2_B25

Der Plattenteller von unten, der gleichzeitig den Draht aufnehmen und als Schwungmasse für eine konstante Drehzahl sorgen muß.
Man beachte die massive Zink-Druckguß Fertigung! Zusätzlich ist jedes Segment der Versteifungsstege sorgfältig mit Dämmstoff ausgelegt.

Justage- oder Bedienungsfehler?!

                 

Bild K4_2_B26
K4_2_B26

Bild K4_2_B27
K4_2_B27

Hier muß er durch, oder besser daran vorbei, - und wehe es kommt ein Knoten . . . (dann . . . siehe oben)  

Der Tonkopf seiner Abdeckung entledigt.
Links die Aufnahme-, rechts die Wiedergabespule

             

Die Drahtspule:
Bild K4_2_B28

K4_2_B28

So ist alles in Ordnung: ca. 2200m (Meter!), bis zu 0,09 mm dünn, stramm aufgewickelt und mit der für
B&O-Spulen typischen angeknüpften „Fahne“ in der Spule gesichert.
Andere Hersteller hatten hierfür andere Lösungen.

               

Der Tonarm:
Bild K4_2_B29
K4_2_B29

Schon vor der Demontage des Tonarmes fällt sein hohes Gewicht auf. Was muss das Abtasten für eine Tortur für die
Schellackplatten gewesen sein! Weit gefehlt!!! Nicht die Abtastnadel stützt das Gesamtgewicht auf der Platte ab,
sondern ein kleines unauffälliges Bürstchen!

             

Das Auflagegewicht:
Bild K4_2_B30
K4_2_B30

Hier ist das erwähnte Bürstchen gut zu erkennen.

             

Bild K4_2_B31
K4_2_B31

Es stützt fast das gesamte Gewicht (Tonarm + Tonab- nehmer-system) des Tonarmes auf der Grammophon-Platte ab!

             

Bild K4_2_B32
K4_2_B32

Das Tonabnehmersystem ist auf einem eigenen Träger montiert, der frei auf und ab schwingen kann.
Nur dieses Eigengewicht ergibt die Auflagekraft der Nadel, - genial!

       

Bild K4_2_B33
K4_2_B33

Wenn man sich weiter vergegenwärtigt, dass das Bürstchen immer für einen etwa gleichen Abstand
zwischen Tonarm und Platte sorgt, wird deutlich, dass ein etwaiger Höhenschlag einer Platte (was
bei Schellackplatten bei unsachgemäßer Lagerung vorkommen konnte), nahezu ausgeglichen wird.
Auf diese Weise spielt die Massenträgheit des Systems eine deutlich geringere Rolle, - toll!

               

Die Plattenendabschaltung:
Bild K4_2_B34
K4_2_B34

Ist mein Lob unserer Altvorderen zu überschwänglich? Dann sei auf einen weiteres Detail hingewiesen:
Schellackplatten waren nicht genormt. Sie konnten unterschiedliche Durchmesser haben. Schlimmer waren
die unterschiedlichen Auslaufrillen. Diese Rille nutzten spätere Plattenspieler zum Abschalten des Antriebs
(Halbautomat) oder auch zum Zurückführen des Tonarmes (Vollautomat). Sieht man nun von unten auf das
Bürstchen (es hat also eine weitere Funktion), erkennt man, dass es auf einem relativ langen Hebel befestigt ist.
Dieser Hebel kann in der Waagerechten frei in beide Richtung schwenken. Schwenkt von unten gesehen das
Bürstchen nach links (so will es die Rille, die nach innen strebt) führt ein am anderen Ende befestigter Federdraht
an einen einfachen Niet, an dem ein Kabel angelötet ist. Wird also eine Platte abgespielt, schwenkt das Bürstchen
den Federdraht gegen den Niet und der Stromkreis ist geschlossen. Läuft zum Ende die Nadel in die Auslaufrille,
schwenkt der Hebel in die entgegengesetzte Richtung, wodurch der Antriebsstromkreis geöffnet wird. Ist das zuviel
Lobhudelei? Ich finde diese an sich simplen mechanisch / elektrischen Lösungen einfach toll!! Und jetzt erklären wir
die Laser- Steuerung eines DVD-Players . . .

               

Das Tonabnehmersystem:
Bild K4_2_B35
K4_2_B35

Hier ist das Tonabnehmersystem zu sehen: Leider fehlt die Abtastnadel! Schaut man genau hin, ist deutlich die gar nicht
so kleine Induktionsspule zu sehen. Die Nadel gibt ihre Auslenkungen, die sie durch das Abtasten der Plattenrille erfährt,
über ein Hebelsystemchen an einen Magneten weiter. Hierdurch werden die winzigen Bewegungen des Magneten in
der Spule in eine der Auslenkung proportionalen Induktionsspannung umgewandelt. MMC Moving Magnet würde
man dieses System heute nennen, -Jahrzehnte später!!

           

Der Lohn der Mühe:
Bild K4_2_B36
K4_2_B36

Bild K4_2_B37
K4_2_B37

Bild K4_2_B38
K4_2_B38

Bild K4_2_B39
K4_2_B39

Das „Zählwerk“ gibt, starr mit dem Antrieb verbunden, recht genau die Spiel- resp. Restspielzeit in Minuten an.
Eigentlich zu knapp, i.d.Regel werden längere Spielzeiten erreicht!

           

Bild K4_2_B40
K4_2_B40

Drehknopf zur Aussteuerung, Aussteuerungs-Anzeige Wenn es munter flackert kommt
Freude auf. – Die Musik wird fast zur Nebensache!