www.drahtton.de
<- TOSHIBA PT-884 |
Übersicht |
-> DUAL TG 28 |
SABA 600-SH
der
Phönix aus der Asche
oder
"second life" für einen Teileträger
Während ich in Text und Bild versuche diese SABA 600-SH zu beschreiben, muss
ich mir immer wieder vor Augen halten, dass es um ein Gerät geht, das 1967 also
vor
fast 50 Jahren auf den Markt kam. Dank des zeitlosen Designs ist man sich
dessen kaum bewusst!
Sucht man aus dieser Zeit Konkurrenzprodukte, so steht die SABA 600-SH ziemlich
allein auf weiter Flur. Hier gilt, wie Andreas, DER SABA Kenner und Sammler zur
600-SH schrieb:
“. . . sie kam wie von einem fernen Stern . . . „
und
der hervorragenden Vorstellung mit Ansteckungspotential dieser Maschine auf der
Homepage von Andreas, einem ausgewiesenen SABA-Kenner.
Einmal von diesem Virus infiziert und einer Inkubationszeit von zwei Jahren, konnte ich nicht widerstehen, als eine dieser Maschinen defekt und als Schlachtgerät angeboten wurde. Bedingung war Abholung der Maschine, was rund 500km für einen Weg bedeutet hätte . . . doch dieses ist eine andere spannende Geschichte, die über 3 Monate dauerte.
Ein trauriger Anblick.
So erreichte mich die „Königin von SABA“
Foto 3
Schön, aber wenig praxisnah. Die SABA ist für wahlweises Betreiben sowohl in horizontaler als auch vertikaler Aufstellung ausgelegt. Doch leider fehlen ihr für das senkrechte Betreiben geeignete „Untersetzer“ um die Schokoladenseite der Echtholzzarge nicht zu beschädigen.
Foto 4
Foto 5
Im Gerät sah es auch nicht besser aus:
Foto 6
Platinenbruch zum Ersten
Foto 7
Platinenbruch
zum Zweiten:
Es fehlen ganze Leiterbahnen vor allem im Bereich der Lötstellen zu den 11
Relais der Logik-Steuerung. Ein Vorbesitzer hatte damit begonnen diese
fehlenden Leiterbahnen durch ungeeignetes Kabelmaterial zu ersetzen.
Foto 8
Die
Steuerplatine
Nicht weniger als 17! Relais übernehmen die komplette Steuerung der Maschine.
Hierzu gehören auch Details, wie das Verweigern der Aufnahme und der
Reversfunktion im Viertel-Spurbetrieb oder nach der Wiedergabe der „Rückseite“
des Bandes nach Durchlaufen eines Reverse-Zykluses!
Foto 9
Die auf die Relais gehefteten Aufkleber dienten dem Nachvollziehen der Steuerung, logisch!?
Totalausfall: Deutlich sind auf dem Drahtpaket der Relaisspule dunkle Flecken zu erkennen. An diesen Stellen hat der Draht seine Lackisolierung verloren. Außerdem riss hier der Draht bei der leichtesten Berührung.
Foto 11
Rainer,
stolzer Eigner mehrer 600-SH, half mit bauartgleichen Relais eines Teileträgers
aus. Dieser Teileträger leistete einst seinen Dienst zur Vaterlandsverteidigung
auf einem U-Boot!
Leider sind die zivile und militärische Version zwar ähnlich, in vielem aber
nicht gleich. So musste zum Beispiel das Kammrelais von Siemens des submarinen
Gerätes von 4xUm an die zivile Ausführung mit 3xUm umgebaut werden: Die
Kontakte blieben, die Magnetspulen wurden getauscht.
Foto 12
Alle 4 in der SABA vorkommenden Relais von SIEMENS hatten defekte Magnetspulen!
Foto 13
Die „zünde(l)nde Idee“ zum Relais-Check. Hier auf dem HF-Modul.
Foto 14
Nächster Fehler:
Semih, ein äußerst kompetenter Fachman für Tonband- und Elektronik-Probleme,
hatte ihn per „Ferndiagnose“ aus Istanbul! in der Tonkopfbrücke lokalisiert.
Der denkbar unwahrscheinlichste Ort!
Eigentlich
ist so eine steckbare Tonkopfbrücke eine feine Sache, wenn es dazu nicht auch
Steckkontakte geben müßte. Und genau dort lag der Hase im Pfeffer:
Foto 15
Die
an die Steckkontaktleiste angelöteten Tonkopfleitungen ragten so weit in den
Kopfträger hinein, dass sie einem unisolierten Halteblech zu nahe kamen und
sich dort innig berührten.
Auf den Bildern sind die braunen Kabel zu sehen, an deren Enden die
Kopfleitungen angelötet sind.
Der Grund für diese „vorgeschobenen“ Lötpunkte ist nicht erkennbar!
Foto 16
Provisorisches Isolieren brachte die Gewissheit.
Foto 17
Kleine Ursache, große Wirkung. So sieht die geräteseitige Steckleiste mit den Lötstellen jetzt aus.
Die Kopfrelais: „Low tech“ vom Feinsten
Foto 18
Foto 19
Hier liegen nicht nur die Nerven blank. Die Tonkopfkabel haben alle die gleiche Farbe, weshalb sie aus ihrem Kabelschacht genommen sind, um besser erkennen zu können, wer zu wem gehört.
Dieses ist eines von 2 "Kopfrelais":
Foto 20
Es
enthält 4xUm mit jeweils 2 Kontakten, in der Summe 4x2=16 Kontakte pro Relais
ergibt bei 2 Kopfrelais 32! Kontakte. Welch ein Aufwand, um mit 2 Kombiköpfen!
eine Autoreverse Funktion (Vorband/Hinterband Umschaltung) zu realisieren!
Kombiköpfe bedeuten immer einen Kompromiss: Als Aufnahmekopf wäre ein nur für
die Aufnahme optimierter Kopf mit schmalerem Tonkopfspalt und für den
Wiedergabekopf ein breiterer Kopfspalt gewünscht.
Das bedeutet, die SABA 600-SH ist eine „Autoreverse-Maschine“ ohne
Kopfoptimierung einer 3-Kopfmaschine. Das hätte 4 Tonköpfe bedeutet!
Wenn man sich jetzt vor Augen führt, dass die SABA eine 2-Spurmaschine ist,
wird klar, dass die Autoreverse-Einrichtung nur für monaurale
Aufnahme/Wiedergabe möglich ist!
4-Spur-Stereo–Bänder sind durch Vorhandensein eines separaten
Viertelspur-Wiedergabekopfes wiederzugeben, eine Viertelspuraufname ist indes
nicht möglich!
Gerechterweise muss man sagen, dass im Erscheinungsjahr 1967 sich zwar die
Stereolangspielplatte durchgesetzt hat, Rundfunk aber oft noch mit Mono-Geräten
gehört wurde. Aber wer kaufte sich eine SABA 600-SH fast zum Gegenwert eines
halben VW-(Spar-)Käfers und verzichtete auf ein „Stereosteuergerät“? Passend
zur SABA 600-SH gab es das SABA Freiburg mit dem damalig sensationellen
Sendersuchlauf und Kabelfernbedienung! Interessant: Das SABA Freiburg war mit
1998,- DM genauso teuer wie die 600-SH! (siehe Preisliste
Das "kleine" Netzteil:
Foto 22
Es
bekam einen neuen, belastbareren Gleichrichter, sowie zwei neue Sieb-Elkos mit
höherer Spannungsfestigkeit (25V). Die originalen arbeiteten mit 17V
Spannungsfestigkeit in einem Netzteil mit 17V doch hart an ihrer
Belastungsgrenze. Die Sicherungshalter mussten auch getauscht werden, weil sie
durch Korrosion davon zu krümeln drohten.
Zwei Sicherungen lagen sich so nah, dass sie sich berührten, ein Fehler, auf
den man erst einmal kommen muss. Diese Sicherungen sind erst zu sehen, wenn das
gesamte Chassis aus der Zarge genommen ist.
Foto 23
Zu unrecht verdächtigt: Der Geschwindigkeitsumschalter. Wie man sieht nach der Reinigungsprozedur ein glänzendes fehlerfreies Ergebnis.
Foto 24
Das war er, der hoffentlich letzte Defekt der Preziosa: Auf der Frontseite hatte der Geschwindigkeitsumschalter einen weiteren Kontakt. Dieser war fast 50 Jahren nicht mehr sehr kontaktfreudig.
Foto 25
Altes Handwerk,
aus „pre CNC-Zeiten“ und kopier-gesteuerter Fräsen.
Allein der untere Teil der Zarge besteht aus 19 Einzelteilen zuzüglich Furnier.
Das hochwertige Nußbaumfurnier ist zum Glück so stark, dass die schlimmsten
Kratzer auszuschleifen waren.
Foto 26
Foto 27
Nach dem Ausschleifen der Kratzer auf der Frontseite gab es, gut abgeklebt, ein neues Finish.
Foto 28
Der Lohn der Mühe (nur Verrückte lackieren im Februar an der frischen Luft und dann ab in den Heizungskeller)
Foto 29
Ein glänzendes Ergebnis
Bitte "oben ohne"
Laut
Bedienungsanleitung darf die SABA wegen der Wärmeentwicklung nicht bei
geschlossener Haube betrieben werden. Allein die Relais und Motoren nehmen ca.
100 Watt elektrische Leistung auf, wie man in Form des deutlich warmen
Frontbleches fühlen kann. Das Bodenblech ist ganzflächig mit Löchern
durchbrochen. Ebenso finden sich rundum in der Zarge Belüftungslöcher, die eine
Zirkulation der Luft möglich machen.
Schade, dieses ist durchaus nachzuvollziehen, doch wohin jedes Mal mit dieser
riesigen Haube?
Ergonomisch sinnvoll (für Rechtshänder) sind die Laufwerkssteuertasten rechts
vorne angeordnet. Es sind reine Tipptasten, die nach Betätigung von innen
beleuchtet sind. Die Laufwerksteuerung ist ausschließlich elektromechanisch
(eine Schwinge zur Drehrichtungserkennung und Relais für die Laufwerkslogik und
Motorensteuerung).
Die "Schwinge":
Foto 30
Ein
simples wie geniales Detail:
Eine Metallgabel aus dünnem Blech hat leichten Kontakt zu einer Polyamidscheibe,
die sich mit der Capstanwelle dreht. Sie gibt der Laufwerkslogik die
Information der Drehrichtung.
Diese Steuerung ist so fehlbedienungssicher, dass bedenkenlos z.B. vom
schnellen Vorlauf ohne Pause in schnelles Rückspulen geschaltet
werden kann. "Bandsalat" ist damit völlig ausgeschlossen.
Die Spulmotoren:
Foto 31
"System
Papst" ähneln bis ins Detail den Motoren der viel jüngeren TG 1000 von Braun.
Wie in der TG 1000 ist die Performance der Spulgeschwindigkeit beeindruckend.
Ebenso beeindruckend ist der imposante Capstan-Motor.
Foto 32
Hier
zum Vergleich eine CD.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie dieser riesige Motor in weniger als 2 Sekunden seine Drehrichtung von Rechts- auf Linkslauf ändern kann. Möglich wird dieses einerseits durch ein möglichst geringes Gewicht (geringe träge Masse), realisiert durch einen außen laufenden Rotor der zum überwiegenden Teil aus Kunststoff besteht. Alles was auf dem Foto silberfarbig erscheint und metallisch wirkt, ist Kunststoff! Andererseits durch ein möglich großes Drehmoment, welches durch einen möglichst großen Durchmesser des Rotors erreicht wird.
Und das ist aus ihr geworden:
Foto 33
Foto 34
Foto 35
Foto 37
Diese
für die SH-600 originale Leerspule bekam die SABA anlässlich ihrer
„Auferstehungsfeier“ am 26.7.2008 von dem Tonbandfreund Rainer.
Leider fehlen ihr noch die originalen Spulenbefestigungen, die für den senkrechten Betrieb
erforderlich sind.
Der Aufwand vom Kauf bis zur Restaurierung des bereits aufgegebenen Gerätes hat sich gelohnt: Es macht Spaß die SABA zu berühren, sie zu bedienen, eine Taste anzutippen, an einem Knopf zu drehen, eine andere Taste zu drücken. Alles macht einen massiven, grundsoliden Eindruck, als wäre sie aus dem "Vollen" gefräst.
Foto 39
Hier
befinden sich neben einem echten 4-Kanal Mischpult und zugehörigen
Pegel-Vorstellern für alle vier Kanäle Höhen, und Tiefensteller, die wie bei
professionellen Bandmaschinen nur für die Aufnahme wirksam sind.
Bei der Wiedergabe bleiben sie funktionslos.
In der obersten Reihe sind Drehsteller angeordnet, die zusammen mit einem
optionalen Hallgerät für die Aufnahme den gewünschten Hall-Effekt einstellen
lassen.
Foto 40
Fast 50 Jahre hat die alte (oder ewig junge) Dame auf dem Buckel. Doch weder sieht man
es ihr wegen des zeitlosen Designs an,
noch macht sie technisch einen
„hinfälligen“ Eindruck.
Foto 42
Wahlweise: 2-Spur Stereo Aufnahme-/Wiedergabe, 2-Spur Mono Autorevrese oder 4-Spur Wiedergabe
Foto 43
Foto 44
Die
groß dimensionierte Andruckrolle wird elegant durch einen massiven „Metalltopf“
verborgen.
Um die Andruckrolle zu reinigen empfiehlt SABA die Reinigung mit einem mit
Spiritus getränkten Filzstreifen durchzuführen, der dem Gerät beilag.
Foto 45
Foto 46
"Hier
geht´s lang" Im Hintergrund ist eine der zwei "Gabeln" zu sehen, durch die das
Band durchgeführt werden muss. Dadurch ist es leider nicht ganz so einfach das
Band einzulegen, wie es bei unten offenen Tonkopfbrücken bei professionellen
Bandmaschinen üblich ist.
Ebenso entdeckt man bei genauerem Hinsehen, dass die links und rechts fast
freiliegenden gummierten Bandrollen nicht federnd sind. Dadurch sind sie zur
Aufnahme von kurzen Zugbelastungen des Bandes oder als Schlaufenfänger nicht
ausgelegt.
Foto 47
Auf
dem Kopfträger von links nach rechts:
1x2 Spurlösch-, 2x2-Spur Aufnahme/ Wiedergabe-Kombiköpfe, 1x4tel Spur
Wiedergabekopf, 1x2 Spurlöschkopf.
Foto 48
Anschluß gesucht. Die alte Dame ist immer noch recht kontaktfreudig!
Foto 49
Foto 50
Keep smiling!