www.drahtton.de
Leider hat es sie nie gegeben
die Bandmaschine
BEOCORD 6000
von B&O
Im vergangenen Jahr (2008) ist das neue B&O Museum im
dänischen Struer eröffnet worden. Für einen Sammler dänischen „Schwermetalls“
ein schönes Ausflugsziel.
BC1
Interessant ist das neue Museum auch deshalb, weil B&O auch Prototypen
ausgegraben hat, die lange unbeachtet waren. Besonders interessant für
Bandmaschinen-Interessierte ist das BEOCORD 6000!
BC2
Der erste Eindruck: Das BEOCORD 6000 wirkt sehr aufgeräumt und glattflächig.
Es ist unglaublich flach und erinnert an BEOMASTER 6000 4CH Quadro und den
BEOGRAM 400X / 6000, für deren „Familie“ es ursprünglich projektiert war. Es
liegt daher nahe, dass das Design dieser Maschine vom Zeichenbrett Jakob
Jensens stammt.
Jakob Jensen entwarf in den 1960 / 70er Jahren das in diesen und den folgenden
Jahren für B&O prägende Design.
BC3
Der Entwurf stammt wie auch jener der BEOMASTER 6000 „Familie“ aus den
Jahren 1970/71.
Aus dem gleichen Jahr stammen die BEOCORDS 1200/1600, die einfache einmotorige
Geräte mit B&O typischer Einhebelmechanik zur Steuerung des Laufwerkes
waren.
BEOMASTER 1200 und BEOMASTER 3000 sind Design Ikonen, die in dieser Zeit
wesentlich das Design der B&O Produkte prägten, und zur Dauerausstellung im
Museum of Modern Art´s in New York gehören.
Sehr flach, wenn sich die Bauhöhe bei Liegendbetrieb mit dem BEOMASTER 6000
harmonisch einfügen sollte, ergäbe sich eine geschätzte Höhe von ca 8cm. Das
dürfte in den Jahren 1969/70 einzigartig gewesen sein! Das flachste, mir
bekannte Dreimotorengerät ist die TG1000 von Braun, mit einer Tiefe von 10cm
gemessen bis zu Oberkante der Spulenteller, Kopfabdeckung und Bedienfeld nicht
berücksichtigt.
Folgende Details sind gesichert:
--27cm Offenspulen,
--drei Motoren Laufwerk,
--Doppelkapstan,
--Autoreverse,
--vollelektronische Laufwerkssteuerung durch „Wipp-Tasten“.
--Details wie die Bedienung der Laufwerksfunktion sowie
--trägheitslose VU-Meter etc. waren bereits durch das BEOSYSTEM 6000
realisiert, für das dieses BEOCORD vorgesehen war.
--Oberfläche gebürstetes silbern eloxiertes Aluminium
--Wickelkernen im Design der Plattenteller vonB&O
--Alle Bedienelemente liegen in einer Flucht, sie sind konzipiert als Taster,
die durch eine Wippe betätigt werden.
--Eingelassene, mit der Oberfläche abschließende Leuchtfelder zeigen die
gewählte und gespeicherte Funktion an.
BC5
Einzelheiten des Prototypen: Zählwerk kennt nur die „Daueranzeige“ 5555, der
Zähler-Rückstellknopf grob zurechtgefeilt und die Retuschen in der
Beschriftung.
Das schwarze Loch rechts vom Rückstellknopf beinhaltet, genau wie auf der
gegenüberliegenden Seite, eine Inbusschraube, welche diese Aluplatte fixiert.
Eine sichtbare Montageschraube wäre aber nicht B&O-üblich. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass bei der Produktion dieses Gerätes wie stets zuvor
Montageteile unsichtbar gewesen wären.
Bis heute ist die Verwendung von Aluminium und Edelstahl das! Designelement von
Bang & Olufsen.
Interessant ist, dass B&O in der Verarbeitung von Edelstählen und
Leichtmetallen ein weiteres Standbein in der Entwicklung und Fertigung von
medizinischem Gerät hat.
BC6
Die 6 Laufwerksfunktionen teilen sich drei Tastwippen.
Die beiden äußeren Wippen schalten
bei Betätigen der oberen Reihe „Spulen links“ / „Spulen rechts“,
bei Betätigen der unteren Reihe „Wiedergabe links“ / „Wiedergabe rechts“.
Fernbedienung
An der linken Seite befinden sich Anschussbuchsen für einen Kopfhörer sowie
einer (Kabel-?) Fernbedienung.
Es wäre sehr interessant zu wissen, ob dieses Gerät mit der (Ultraschall-)
Fernbedienung gesteuert werden sollte wie der BEOGRAM und BEOCORD 5000. Es
wären hiermit nur rudimentäre Funktionen fernbedienbar. Durch eine
kabelgebundene Fernbedienung wäre der Steuerungsumfang erheblich erweiterbar
gewesen.
Das BEOSYSTEM 6000 konnte durch eine Ultraschall Fernbedienung zentral über den
BEOMASTER 6000 bedient werden. Ein Plattenspieler BEOGRAM 400X/6000 und ein
Tapedeck BEOCORD 5000 wurden automatisch über das (7-Polige) DIN-Anschlußkabel
mit dem BEOMASTER 6000 4CH Quad verbunden, der in dieser Kette als einziges
Gerät über einen FB-Empfänger verfügte. Dieses System der zentralen Steuerung
aller Komponenten entwickelte B&O seitdem konsequent weiter. Zunächst waren
es System Fernbedienungen, später System übergreifende „Link“-Systeme, es
folgte das über bidirektionale Linksysteme zum noch aktuellen
„Powerlinksystem“, das die Steuerung von Aktiv-Lautsprechern einschließt.
BC7
2 mal acht „Wipptaster“ mit integrierter Leuchtanzeige der vorgewählten,
gespeicherten Funktion. Sehr schlicht, in sachlichem Design. Leider sind mir
die Funktionen einiger Taster nicht klar:
L-> Linker Kanal RECORD -> Aufnahme
R-> Rechter Kanal REVERSE PULSE ?
SYNCRO -> syncroplay MONITOR L -> Hinterbandkontrl.Linker Kanal
SonS -> Sound on Sound -> Multiplay MONITOR R ->
Hinterbandkontrl.Rechter Kanal
9,5 -> Bandgeschwindigkeit REVERSE -> Gegenspur
9,5 -> ? (doppelt ?) REVERSE -> (doppelt ?)
19 -> Bandgeschwindigkeit OFF -> aus
19 -> (doppelt ?) ON -> ein
BC8
Die Tonkopfabdeckung verwehrt leider den Blick auf die Tonkopfbrücke, so
dass interessante Detaillösungen unsichtbar bleiben. Der Zugang zu den Köpfen
scheint sehr gut gewesen zu sein, aber wie hätte B&O die Andruckrolle
versenkt, um das Band einlegen zu können? B&O hatte auch an einen
Doppel-Kapstan gedacht, es wäre sehr interessant gewesen, wie die Entwickler dieses
Problem / Aufgabe gelöst hätten. Wäre das BEOCORD eine reine Halbspurmaschine
gewesen, oder hätte es einen Viertelspurkopf gegeben?
BC9
Der linke Teil des Bedienfeldes beinhaltet das Mischpult.
Es besteht aus 8 Schiebestellern für je einen rechten und linken Kanal für
Mikrofon, Radio / Plattenspieler, Sound on Sound (Multiplay) und ein weiteres
Bandgerät, wie z.B. BEOCORD 5000.
Vom BEOCORD 5000 könnte auch das trägheitslose VU-Meter stammen, welches sich
rechts von den Schiebestellern befindet.
Die Anzeige umfasst den Bereich von –25 bis + 5 db und erfolgt in
5db-Schritten. Vermutlich stellen, wie beim BEOCORD 5000, je 7 Glühlämpchen den
Wert dar.
BC10
Dieses Bild des Bereiches oberhalb des Mischpults, links neben dem
Tonkopfbereich, zeigt je eine Justiermöglichkeit für die Geschwindigkeiten 9,5
cm/s bzw. 19cm/s.
Ganz links weisen Symbole auf die Anschlussbuchsen für Mikrofone hin. Es gibt
die Möglichkeit je ein linkes und/oder rechtes Mikrofon, sowie ein
Stereomikrofon anzuschließen.
Unbekannt ist die Bedeutung der schwarzen Inbus- sowie der silbernen
Schlitzschraube rechts und links der Geschwindigkeits-Justierschrauben.
BC11
Deutlich sind retouchierte Stellen an der helleren Farbe im Aluminium zu
erkennen: Die Symbole für die Mikrofone wurden geändert, ebenso die des
Laufwerks schneller „Rechtslauf“ und Pause, aber wie hier deutlich zu sehen
ist, 4 Tasten, darunter 2 mit dem Aufdruck REVERS, (vermutlich) einmaliger
Wechsel der Laufrichtung / permanenter Wechsel der Laufrichtung.
Wegen der geringen Bauhöhe, sowie der Offenwickel und dem Fehlen von
Spularretierungen, war diese (!) Maschine ausschließlich für den Liegendbetrieb
geeignet. Die einzig bekannten Abbildungen zeigen die Maschine liegend in Kombination
mit BEOMASTER 6000, BEOGRAM 400X (6000).
Es hätte noch weiter gehen können!
Außer dem hier vorgestellten Modell ist aus der Literatur ein weiterer Prototyp
bekannt. Er soll bis zur Serienreife entwickelt worden sein!
Äußerliche Unterschiede sind die schwarz-eloxierte Oberfläche, wunderschöne
NAB-Adapter (ähnlich der Adapter von Akai?) fixierten 26,5cm Spulen,
Schraub-Befestigung mittels Rändelscheiben, die den Revox-Spulen sehr ähnlich,
wenn nicht sogar identisch waren. Es kann darüber spekuliert werden, ob B&O
mit der Markteinführung des BEOCORD 6000 auch Spulen / Wickelkerne mit eigenem
Design angeboten hätte. Dieses ist eine alte B&O-Tradition aus Zeiten der
eigenen Drahtton- und Tonbandgeräten.
BC12
Diese Spulen hätten einen sicheren Senkrecht-Betrieb ermöglicht. Wofür auch die
hierfür sinnvollen „Füße“ an der vorderen Schmalseite des Holzgehäuses
vorhanden waren.
Es fallen Unterschiede in der Beschriftung der Tasten zum „silbernen Modell“
auf. Darüber hinaus sollte es über eine „Suchfunktion“ verfügen!